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Die verblüffenden Zeitmaschinen des Schweizer Kunsthandwerkers Florian Schlumpf faszinieren die Besucher der MB&F M.A.D.Gallery in Genf.

„Zeitmaschinen“ – Time Machines von Florian Schlumpf

Die verblüffenden Zeitmaschinen des Schweizer Kunsthandwerkers Florian Schlumpf faszinieren die Besucher der MB&F M.A.D.Gallery in Genf. Ticktack. Ticktack. Die rhythmischen Schwingungen des langen Pendels und der gleichmäßige Takt des Mechanismus der Zeitmaschine erfüllen die Luft mit harmonischen Klängen – eine von Florian Schlumpf erfundene und inszenierte Melodie. Die MB&F M.A.D.Gallery ist stolz darauf, eine künstlerische Installation beeindruckender kinetischer Kunstwerke auszustellen, die von Florian Schlumpf gestaltet wurden – einem Technikfachmann mit leidenschaftlicher Begeisterung für Kunst und mechanische Präzision.

„Ich war immer von Maschinen fasziniert, die einen Rhythmus erzeugen“, sagt Schlumpf. „Aber es gibt keinen Rhythmus ohne Zeit. Ein einfaches Pendel ist so eine Maschine: Es fasziniert durch seine Bewegung und seinen sanften Klang. Je langsamer der Rhythmus ist, umso beruhigender wirkt er sich auf unsere Gefühle aus.“ Deshalb geht es auch nicht unbedingt darum, die Zeit zu messen, sondern um die bewusste Wahrnehmung ihrer Vergänglichkeit. Schlumpf geht mit seiner Kunst seinem Interesse an Uhren und Präzisionsmechanismen nach. Dem perfekten Funktionieren misst er dabei höchste Bedeutung bei. Dies erreicht er über den Design- und Entwicklungsprozess in seinem Schweizer Atelier, bei dem er sich vor allem von seiner Intuition leiten lässt. Als studierter Ingenieur und Künstler entwirft Florian Schlumpf bereits seit 1980 Installationen zur Erkundung von Zeit und Raum.

Die kuratierte Zeitmaschinensammlung verkörpert die Ideale der MB&F M.A.D.Gallery mit zeitmesserischen und kinetischen Funktionen, die sich anregend auf die Sinne auswirken.

Zeitmaschinen

Die Zeitmaschinen-Kollektion besteht aus drei Kompositionen, mit denen die mechanische Präzision und die sensorische Wirkung einer traditionellen Uhr auf rein künstlerische Weise zum Ausdruck gebracht werden. Jedes Modell, von der TM2 und TM3 bis zur Wandmaschine, zeigt die innere Mechanik des Uhrwerks und setzt die Bewegung jedes Zahnrads und jeder einzelnen Feder und Achse in Szene. Über das skelettierte Erscheinungsbild der Zeitmaschinen hinaus wird ihre moderne Architektur auch durch die manuelle Endfertigung in attraktiven Schwarz-, Silber-, Kupfer- oder Goldtönen unterstrichen. Ob frei stehend oder an der Wand hängend: die kinetischen Skulpturen verändern den Raum sowohl visuell als auch akustisch. Das statuenhafte Modell TM2 steht auf einer kreisförmigen Bodenplatte und ist über zwei Meter hoch. Einschließlich seines Stahlrahmens erreicht es ein beeindruckendes Gesamtgewicht von 80 Kilogramm. Die überragende vertikale Struktur umfasst einen Mechanismus zur Zeitanzeige mit vier Zahnradpaaren sowie einem Ankerrad, dessen Durchmesser sich auf unglaubliche 500 mm beläuft. Die meditativen Schwingungen des Pendelgewichts der TM2 halten auch ohne neue Energiezufuhr eine Woche lang an. Die kleiner dimensionierte TM3 läuft acht Tage lang dank eines Antriebs mit Doppelspiralfedern und Achsen auf Kugellagern mit kontaktfreien Dichtungen zur Verringerung der Reibung. Die zum Patent angemeldete Ankerplattentechnologie der Uhr sorgt für einen geschmeidigen und fast geräuschlosen Betrieb bei minimalem Energiebedarf. Die Aufhängung überträgt die kinetische Energie des Uhrwerks auf eine Feder. So wird sehr wenig Energie verschwendet. Aufgrund ihrer leichten Aluminiumstruktur wiegt die TM3 trotz ihrer Größe von 1,3 Metern (Modell „Kaspar“) bzw. 1,8 Metern (Modell „Johann“) nur 10 Kilogramm. Sie kann an der Wand befestigt oder als frei stehendes Kunstwerk aufgestellt werden.

Die dynamische Wandmaschine von Schlumpf lässt mit ihren Ausmaßen einen beeindruckenden visuellen Ausdruck des Universums Zeit entstehen. Der augenfällige filigrane schwarze Rahmen misst rund 2,1 x 2,2 Meter und umgibt schwarz- und gold-eloxierte Zahnräder, die sich vom spiegelpolierten Gold des kreisrunden Pendelgewichts und der Zeiger abheben. Ein weiterer auffälliger Bestandteil ist der 1,8 Meter große Orbitalantrieb. Ein sich zentral um das Ankerrad drehender Ankerradbalken sorgt für konstante Bewegung.

Trotz der verlockenden isochronischen Geräusche der Uhr ist der Antrieb mittels federnder Ankerpaletten fein und nahezu geräuschlos. Die Zeiger dieser Uhr geben Sekunden, Minuten, Stunden und Wochentage an. Lehnen Sie sich zurück, folgen Sie der hypnotischen Bewegung, lauschen Sie dem Klang des Pendels und lassen Sie den Lauf der Zeit auf sich wirken.

Die kinetischen Kunstwerke bieten die Gelegenheit, Zeit auf andere Weise wahrzunehmen und sich nicht auf die bloße Anzeige von Stunden, Minuten und Sekunden zu beschränken. Der geduldige Betrachter kann gemächliche Zeitintervalle verstreichen lassen, wenn er sich auf den Klang und die Bewegung der belebten Uhren konzentriert. Sein Sie mutig und entscheiden Sie sich für den reinsten Ausdruck dieses Konzeptes: eine Zeitmaschine ganz ohne Zeitanzeige! Entspannen Sie sich beim endlosen Ticken der vorbeiziehenden Zeit.

Schaffensprozess

Durch einen zügigen und erprobten Prozess sowie dank einer gut ausgerüsteten Werkstatt und qualifizierter Mitarbeiter wird eine Idee im malerischen Schweizer Städtchen Trimmis Wirklichkeit. Am Anfang wird jede Zeitmaschine einer Testphase zur Erprobung ihrer technischen Integrität unterzogen. Sie muss als zuverlässig und betriebssicher erachtet werden, um eine unbegrenzte Lebensdauer zu gewährleisten. Schlumpf erläutert, warum er so überzeugt von der Wichtigkeit dieser Phase ist: „Ich könnte das Konzept natürlich immer wieder durchrechnen. Aber ich setzte lieber Tests ein und baue Prototypen, die unter Echtbedingungen schnell zu sichtbaren Ergebnissen führen.“ „Ich setzte mehr auf meine Intuition und Erfahrung als auf das Ergebnis langwieriger Berechnungen.“ Der zweite Schritt liegt in der Bemessung des mehr oder weniger großen Raums, den die kinetische Skulptur einnehmen wird. Dabei wird oft ein weiterer Test durchgeführt. Der endgültige Prototyp wird dann per Hand aus Teilen gefertigt, die intern hergestellt oder von Zulieferern gekauft werden. Nach Abschluss des Baus eines ersten Exemplars wird ein Testlauf gestartet, der je nach Komplexitätsgrad der neuen Bestandteile mehrere Wochen oder auch Monate dauern kann. Sobald die Testergebnisse den strengen Ansprüchen von Schlumpf genügen, wird die Zeitmaschine zugelassen und geht in die Produktion.

Paradoxerweise scheint es für Schlumpf im Entwicklungsprozess nur eine einzige Hürde zu geben: die Zeit!

Auf der Baselworld 2015 stellte Schlumpf die sogenannte Vier-Quadranten-Zeitmaschine im Innenhof der berühmten Uhrenmesse auf

Als Kind war Florian Schlumpf von seinem Urgroßvater Johann Melchior Schlumpf begeistert, einem begabten Zimmermann, der in seiner Mechanikwerkstatt im kleinen Schweizer Dorf Steinhausen auch in verschiedenen anderen Bereichen wie etwa Hydraulik und Elektrik arbeitete. Er setzte seinen Erfindergeist ein und nutzte die Wasserkraft eines am Haus vorbeifließenden Flusses zum Antrieb der Transmissionsriemen seiner Werkstatt. Außerdem erfand er den sogenannten hydraulischen Widder, eine Art Wasserpumpe mit Eigenantrieb. Hundert Jahre später hat sich die Faszination seines Urenkels für die Mechanik immer weiter verstärkt und so floss die Inspiration des innovativen Ahnen in eine vielversprechende Zukunft ein. Florian Schlumpf begann seine berufliche Laufbahn 1980 mit dem Abschluss seiner Ausbildung zum Bildhauer an der Kunstgewerbeschule Luzern. Anschließend bereiste er zwei Jahr lang die Welt auf einem selbstgebauten Motorrad und entschloss sich dann dazu, seine Ausbildung mit einem Maschinenbaustudium zu ergänzen. Er schrieb sich im Luzerner Zentralschweizer Technikum ein und erhielt dort 1988 sein Diplom als Maschinenbauingenieur.

Nach kurzer Beschäftigung als Ingenieur in einer großen Papierfabrik machte er sich mit seiner eigenen Werkstatt selbstständig. Er entwickelte und baute zunächst individuelle Getriebe für Fahrräder und Hydraulikpumpen, bevor er noch 1988 Schlumpf Innovations gründete. „Alle innovativen Produkte, die ich in meinem Leben entwickelt habe, entstanden aus einem Problem heraus, für das es keine Lösung gab“, erklärt Florian Schlumpf. Auch ein persönliches Erlebnis führte zu einer Innovation: „Ich fuhr mit meinem alten Fahrrad einen steilen Bergpass hoch und musste absteigen, weil es keinen Gang gab, der niedrig genug zum Weiterfahren war. Da kam mir plötzlich die Idee für das ‘mountain driveʼ-Getriebe, ein Fahrradgetriebe im Tretlager.

Zehn Jahre später entwickelte Schlumpf eine Nabe für Einräder, mit denen Weltklasse-Einradfahrer bei Rennen Geschwindigkeiten von über 40 km/h erzielen und die auch bei Einrädern für den täglichen Gebrauch zum Einsatz kommt. 2011 erwarb das deutsche Unternehmen Haberstock Mobility die Patente und Produktionsrechte für die Fahrradgetriebe und eröffnete Schlumpf Innovations damit neue Entwicklungschancen, unter anderem für weitere Forschungen im Bereich Uhren und Präzisionsmechanismen. So entstand die TM1, eine völlig überarbeitete klassische mechanische Uhr. Die TM1 wurde 2014 auf der Baselworld als rein künstlerisches Experiment ohne Zeitanzeige vorgestellt. Im gleichen Jahr arbeitete Schlumpf mit der russischen Uhrenfabrik Petrodvorets Watch Factory an der Entwicklung und dem Bau einer Monumentaluhr mit einem zwölf Meter langen Pendel und Zahnrädern mit Durchmessern von bis zu vier Metern für das Moskauer Traditionswarenhaus Detski Mir. Dieses Projekt führte zu zahlreichen neuen Technologien, darunter dem Orbitalantrieb, bei dem sich das gesamte Uhrwerk beständig fortbewegt und nur das Ankerrad in unregelmäßigen Abständen stehen bleibt, um die kinetische Energie des Uhrwerks zu erhalten.

Auf der Baselworld 2015 stellte Schlumpf die sogenannte Vier-Quadranten-Zeitmaschine im Innenhof der berühmten Uhrenmesse auf: Eine weitere monumentale Installation von fünf Metern Höhe und damit groß genug zum Hindurchlaufen. Sie bot den Besuchern die Gelegenheit, den magischen Geräuschen von vier identischen aber nicht synchron laufenden Zeitmaschinen zu lauschen. Auch konnten die Besucher die Bewegung von vierundzwanzig sich kontinuierlich drehenden Rädern betrachten, denn hier wurden nur die Ankerräder vom Pendel angehalten und wieder freigegeben.

www.madgallery.net

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Die verblüffenden Zeitmaschinen des Schweizer Kunsthandwerkers Florian Schlumpf faszinieren die Besucher der MB&F M.A.D.Gallery in Genf.