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Seit vielen Jahrzehnten bereits reisen jüdische Gäste für die Sommerferien nach Davos in Graubünden. (Bild: Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund / Alain Picard)

Dialog-Projekt Likrat Public begleitet jüdische Gäste in der Schweiz

Jedes Jahr reisen jüdische Touristen aus der ganzen Welt für die Sommerferien in die Schweizer Berge. Um Missverständnisse und Konflikte zwischen den Gästen und der einheimischen Bevölkerung zu vermeiden, sind auch dieses Jahr Vermittlerinnen und Vermittler von Likrat vor Ort. Ziel des Dialog-Projekts ist es, jüdische Touristen mit den Schweizer Gepflogenheiten vertraut zu machen. Und Einheimische für die jüdische Lebenswelt und ihre Traditionen zu sensibilisieren. Im Austausch miteinander sollen Vorurteile vermieden werden. Das Sommerprojekt von Likrat Public findet 2025 bereits zum 7. Mal statt. Ins Leben gerufen hat das Dialog-Projekt der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG).

Das Sommerprojekt von Likrat Public ist in vollem Gange – ein Blick nach Davos und ins Saastal

Jedes Jahr verbringen zahlreiche jüdische Familien ihre Ferien in Davos und im Saastal. Damit es zu keinen Missverständnissen und Konflikten kommt, vermitteln Likratinas und Likratinos vor Ort zwischen Gästen und Einheimischen. Bereits zum siebten Mal findet dieses Jahr das Sommerprojekt von Likrat Public, dem Dialog- und Aufklärungsprojekt des SIG, statt. Jedes Jahr in den drei Wochen nach Tischa Be’Aw reisen zahlreiche jüdische Gäste vor allem aus Israel, Grossbritannien, Belgien und den USA in die Schweizer Berge. An den beiden Hauptstandorten Davos und dem Saastal sind in dieser Zeit Vermittlerinnen und Vermittler von Likrat Public, sogenannte Likratinas und Likratinos, im Einsatz. Sie sorgen für gegenseitiges Verständnis zwischen den meist strenger religiösen Touristen, der einheimischen Bevölkerung und den Tourismusbetrieben.

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Auch dieses Jahr begleitet das Präventions-Projekt Likrat Public jüdische Gäste in der Schweizer Tourismus-Destination Davos. (Bild: Marcel Kessler / Pixabay)

Die Gäste nutzen das vielseitige Angebot rund um Davos

In Davos sind diesen Sommer jede Woche zehn Vermittlerinnen und Vermittler im Einsatz. Likratina Tamar fährt an diesem Tag zuerst auf das Rinerhorn. Schon vor dem Mittag sind hier verschiedene jüdische Familien anzutreffen, die das Panorama geniessen und der Hitze im Tal entfliehen. Ein älteres Ehepaar aus Zürich sitzt auf der Terrasse und freut sich über den kurzen Schwatz mit Tamar. Sie haben schon von Likrat Public gehört und bedanken sich für die wichtige Arbeit, die das Likrat-Team in Davos leistet.

Weiter geht es zum Davoser See, um mit dem Betreiber des dortigen Restaurants zu sprechen. Dieser hat nur Positives zu berichten: Der Umgang mit den jüdischen Gästen sei angenehm, sagt er, auch wenn nur wenige bei ihm einkehrten. Aber er habe Verständnis dafür, da er wisse, dass dies aufgrund der koscheren Speisevorschriften nur eingeschränkt möglich sei.

Kein Problem mit Tzitzit und knielangen Röcken im Kletterpark

Am Nachmittag besucht Tamar den Seilpark. Auch dieser ist ein beliebtes Ausflugsziel, vor allem für Familien. Kleinere und grössere Kinder lassen sich von der Leiterin des Seilparks die Handhabung der Kletterausrüstung und die wichtigsten Sicherheitsregeln erklären. Es laufe sehr gut mit den jüdischen Besucherinnen und Besuchern, sagt sie. In Eigeninitiative haben die Betreiber des Seilparks ein Poster in Hebräisch mit den wichtigsten Regeln übersetzen lassen und die Leiterin hat selber auch ein paar Brocken Hebräisch gelernt. Die Kinder können sich hier so richtig austoben. Gut angeseilt, in knielangen Röcken und Tzitzit, hangeln sie sich von Baum zu Baum oder turnen auf den Geräten des Spielplatzes.

Die anwesenden Familien geniessen ihre Ferien sichtlich. Tamar kommt mit einer Grossfamilie aus der Schweiz ins Gespräch. Sie kommen schon seit Jahren nach Davos, früher mit den Eltern und Grosseltern, heute mit ihren Ehepartnern und eigenen Kindern. Es sei einfach schön hier, schwärmt eine der Frauen, und sie fänden hier alles, was sie brauchten. Das Freizeitangebot sei so vielseitig, dass jedes Familienmitglied auf seine Kosten komme. Vor allem aber verbringe man viel Zeit mit der Familie, die auf der halben Welt verteilt lebe und sich hier jeden Sommer treffe.

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Die Vermittlerinnen und Vermittler von Likrat Public fördern seit vielen Jahren den Dialog zwischen Einheimischen und jüdischen Gästen in der Schweiz. (Bild: Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund / Alain Picard)

Technische Hilfe für Reisende ohne Smartphone

Zurück im Ort schaut Tamar am Bahnhof Davos Dorf / Graubünden vorbei. Eine junge Familie mit Kinderwagen steht etwas hilflos vor einer digitalen Anzeigetafel der Rhätischen Bahn und studiert einen ausgedruckten Fahrplan. Darauf angesprochen, ob sie Hilfe benötigten, fragen sie nach dem nächsten Zug nach St. Moritz. Da viele der stenger religiösen jüdischen Gäste über kein Smartphone verfügen, können sie selbst nicht in der SBB-App nachschauen. In einem Gemisch aus Jiddisch, Englisch und Hebräisch wird die nächste Verbindung ermittelt und schon kurz später fährt der Zug auch schon ein.

Am Ende des Tages kehrt Tamar zum Hub zurück, der zentralen Anlaufstelle von Likrat Public, der sich direkt neben der Touristeninformation befindet. Hier erhalten nicht nur jüdische Gäste allerlei Informationen, auch andere Touristen halten an und kommen mit den Likratinas und Likratinos ins Gespräch. Viele haben Fragen zu jüdischen Traditionen, zur religiösen Kleiderordnung und den Gründen, warum Davos bei jüdischen Reisenden so beliebt ist.

Im Walliser Saastal ist genauso Ferienstimmung

Szenenwechsel: Auch das Saastal, der zweite Hauptstandort des Projekts, ist sehr beliebt bei jüdischen Gästen. Die Stimmung im Tal ist entspannt. Hier sind viele Familien aus England und Belgien zu Gast. Likratino Beni kommt auf dem Kreuzboden mit einer Familie aus England ins Gespräch. Die Familie – Mutter, Vater und fünf Kinder – ist bereits seit zwei Wochen in Saas-Grund in den Ferien. Die weiteren neun Kinder der Familie sind bereits verheiratet und deshalb nicht mit in die Schweiz gereist. Es komme schon vor, dass ihnen aus vorbeifahrenden Autos etwas zugerufen werde. Aber das sei bei ihnen zu Hause nicht anders, erzählt der älteste Sohn, und deshalb nähmen sie es gelassen. Alles in allem sei es in der Schweiz viel entspannter und sie sind hier, um ihre Ferien zu geniessen.

Besonders schön findet die Familie den kleinen See bei der Bergstation. Hier spielen die Kinder zusammen mit anderen Kindern, jüdischen und nichtjüdischen, auf dem Floss, mit dem sie sich an einem Seil quer über den See ziehen können. Der Vater hat es sich unterdessen im Gras gemütlich gemacht und liest dort in Ruhe, während die Mutter ein wachsames Auge auf die Kinderschar hält.

Positive Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge fliessen in die Endauswertung

Im Herbst 2023 wurde für das Sommerprojekt eine Task Force unter der Leitung der Firma Ambühl Meier eingesetzt. Diese definierte für die Saison 2024 einen Massnahmenkatalog. Die Erfahrungen daraus haben im aktuellen Jahr zu ersten Anpassungen geführt und auch die Feedbacks aus diesem Jahr werden gesammelt und ausgewertet.

https://swissjews.ch/de/news/likrat-sommerprojekt-2025

https://swissjews.ch/de

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Seit vielen Jahrzehnten bereits reisen jüdische Gäste für die Sommerferien nach Davos in Graubünden. (Bild: Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund / Alain Picard)

Über das Präventions-Projekt Likrat

Jedes Jahr nach Tischa Be’Aw reisen jüdische Touristen aus der ganzen Welt in die Schweizer Berge, um dort ihre Sommerferien zu verbringen. Um Missverständnisse und Konflikte zwischen den Gästen, der einheimischen Bevölkerung und den Tourismusbetrieben zu vermeiden, sind Vermittlerinnen und Vermittler von Likrat Public, dem Dialog- und Aufklärungsprojekt des SIG, während drei Wochen vor Ort. Ziel des Sommerprojekts ist es, jüdische Touristen mit den Schweizer Gepflogenheiten und Einheimische mit der jüdischen Lebenswelt und ihren Traditionen vertraut zu machen. Im Dialog sollen Vorurteile widerlegt werden.

Gesprächsführung und emotionale Abgrenzung in herausfordernden Situationen

Der Zweck des Workshops in der Synagoge in Bern war es, die sogenannten Likratinas und Likratinos auf unterschiedliche Situationen vorzubereiten, denen sie während ihres Einsatzes begegnen können. Dabei standen Themen wie Gesprächsführung auf dem Programm, aber auch Fallbeispiele und Best Practices der letzten Jahre. Gerade für die neuen Teilnehmenden, aber auch für die Gruppe generell, ist eine gute Vorbereitung auf anspruchsvolle Gespräche, wie sie in der momentan aufgeladenen Zeit vorkommen können, zentral für einen souveränen Auftritt. Auch der Austausch untereinander und die Erfahrungen der letzten Jahre haben den Vermittlerinnen und Vermittlern wertvolle Inputs gegeben. In einem weiteren Themenblock wurde die Gruppe im Umgang mit Medienschaffenden geschult.

Der Massnahmenkatalog der Task Force führte bereits zu ersten positiven Ergebnissen

Nachdem es im Sommer 2023 in Davos in Fragen des Alltagsverhaltens mit internationalen Gästen verschiedentlich zu Missverständnissen gekommen ist, wurde eine Task Force unter der Leitung der Firma Ambühl Meier ins Leben gerufen. Die Task Force hat in der Folge einen Massnahmenkatalog erarbeitet. Dieser enthält unter anderem organisatorische und kommunikative Aspekte. Der Katalog richtet sich nicht nur an die Gäste, sondern auch an die Einheimischen sowie die Tourismusbetriebe. Die Massnahmen wurden im Sinne eines Pilotprojekts im Sommer 2024 erstmals umgesetzt und im Anschluss ausgewertet. Die Erkenntnisse der Evaluation wurden als zielführend, jedoch mit Verbesserungspotential, erachtet und sind bereits in die diesjährige Ausbildung der Likratinas und Likratinos eingeflossen.

Das Sommerprojekt geht 2025 bereits in die siebte Runde

Das Sommerprojekt findet 2025 bereits zum siebten Mal statt und dauert vom 4. bis 22. August 2025. Rund 20 Likratinas und Likratinos unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Mitgliedgemeinden des SIG sind in Davos und im Saastal im Einsatz und sorgen für einen friedlichen und offenen Umgang zwischen Gästen und Einheimischen sowie für gegenseitige Akzeptanz.