Tänze, Prozessionen und Opfergaben

Farbenfrohe Festesind in Peru ebenso Teil des Alltags wie Pisco oder Ceviche. Durch die regionale und kulturelle Vielfalt des Landes gibt es zahllose Anlässe für Feierlichkeiten, die es Besuchern ermöglicht, die legendäre Lebensfreude peruanischer Feste am eigenen Leib zu erleben und tief in die Kultur des Landes einzutauchen. Denn diese Feste sind nicht nur Ausdruck von Freude und Gemeinschaft, sondern auch tiefgreifende Manifestationen der religiösen, historischen und kulturellen Traditionen Perus.

Raymi Llacqa, erste Woche im Juni, Chachapoyas (Amazonas)

Das Fest Raymi Llaqta, auch großes Volksfest» genannt, findet Anfang Juni in Chachapoyas, der Stadt der Nebelkrieger, im Norden Perus statt. Ziel ist es, die regionalen Bräuche zu präsentieren und zu pflegen. Der Höhepunkt ist eine beeindruckende Parade, an der 40 bis 60 Gemeinden aus den 7 Provinzen der Region Amazonas teilnehmen. Beim Raymi Llaqta spielt auch die lokale Gastronomie mit typischen Gerichten wie Cuy Chactado (Meerschweinchen), Juanes de Yuca (gefüllte Bananenblätter) oder Tamales aus Mais eine wichtige Rolle. Paraden im Rhythmus lokaler Bands und Auftritte bekannter Künstler bilden den krönenden Abschluss des Festes.

Fest des Heiligen Juan, 24. Juni, Amazonasgebiet / Loreto

Das Fest zu Ehren des Heiligen Juan, dem Schutzheiligen des Amazonasgebietes wird am 24. Juni in der Region Loreto, vor allem in der Stadt Iquitos, gefeiert und zeigt anschaulich die faszinierende Verschmelzung von katholischen und amazonischen Bräuchen. Traditionelle Musik, fröhliche Tänze und typische Speisen sind, wie so oft, das Herzstück des Festes. Im Takt von einheimischen Musikgruppen und zum Klang von Flöten wird dem heiligen Juan bei aufsehenerregenden Prozessionen Ehre erwiesen.

Fest verbunden mit dem Tag des San Juan sind die fast gleichnamigen Juanes, ein in Bananenblätter gewickeltes Reisgericht mit Hühnchen. Einst dienten die Bananenblätter im unwegsamen Dschungel als Transportmittel für Speisen, die kulinarische Tradition ist bis heute erhalten geblieben. Ein weiteres Ritual zu Ehren von San Juan ist es, ein Bad im Amazonas oder einem seiner Nebenflüsse zu nehmen und sich so zu reinigen.

Inti Raymi, 24. Juni, Cusco

Während im Amazonasgebiet der 24. Juni im Zeichen des heiligen Juan steht, wird in Cusco im Süden Perus eines der größten Feste des Landes zu Ehren des Sonnengottes “Inti” gefeiert. Das peruanische Sonnwendfest umfasst rituelle Zeremonien, Opfergaben, traditionelle Musik und spektakuläre Tänze, die von Hunderten von Schauspielern und Tänzern in authentischen Kostümen dargeboten werden. Das Fest beginnt am Sonnentempel Qorikancha im Herzen der Stadt Cusco. Von dort geht die aufsehenerregende Prozession weiter zum Hauptplatz Plaza de Armas in Cusco und erreicht seinen Höhepunkt schließlich in der Festung Sacsayhuaman. Nur wenigen Festen gelingt es, seine Teilnehmer und Zuschauer derart mitzunehmen und in die Welt der Inka zu versetzen. Die Karten für Inti Raymi sind heiß begehrt und Jahr für Jahr bereits lange im Voraus ausverkauft. 

Fiestas de San Pedro y San Pablo, 29. Juni

Perus Hafenstädte Chimbote (Áncash), Callao (Lima) und Puno sind die Austragungsorte der Feierlichkeiten zu Ehren von San Pedro und San Pablo am 29. Juni. Aufwendig geschmückte Statuen der beiden Heiligen werden bei einer Prozession begleitet von Musik, Tanz und Gesang von der örtlichen Kirche bis zum Meeresufer getragen. Dort werden sie in ein Fischerboot gehoben, in dem sie, gefolgt von zahlreichen kleinen Booten, aufs Meer hinausgefahren und gesegnet werden. An kleinen Straßenständen werden einheimische Köstlichkeiten wie Ceviche verkauft.

Pachamama Raymi, August, Andenregionen

Pachamama, Mutter Erde, ist dieses Fest gewidmet, das in Cusco, Puno und weiteren Andenregionen im August begangen wird, um Mutter Erde zu danken und um eine reiche Ernte in der kommenden Saison zu bitten. Im Rahmen von traditionellen Zeremonien werden Opfergaben mit Speisen, Getränken und Kokablättern erbracht und Reinigungsrituale vollzogen. Die indigenen Gemeinschaften der Anden zelebrieren Pachamama Raymi bis heute, um ihre Traditionen aufrechtzuerhalten und die Verbindung zwischen Mensch und Natur zu feiern und zu ehren.

Fiesta del Señor de Milagros, Oktober, Lima

Das Fest zu Ehren des „Herrn der Wunder“ ist eine der wichtigsten religiösen Traditionen in ganz Lateinamerika und zugleich eine tiefe spirituelle Erfahrung und ein lebendiger Ausdruck des katholischen Glaubens in Peru. Herzstück der Feierlichkeiten ist ein Bildnis des gekreuzigten Jesus Christus, das wie durch ein Wunder das große Erdbeben im Jahr 1655 unbeschadet überstanden hat.

Das Bildnis wird im Rahmen einer riesigen Prozession tausender in lila gekleideter Gläubiger durch die Straßen von Lima getragen.

Die Prozession ist ein Akt des Glaubens und der Hingabe, der von Liedern, Gebeten und Musik begleitet wird. Auch hier werden an Straßenständen traditionelle Speisen und religiöse Souvenirs verkauft.