schweizer armee personal notstand mangel zahl anzahl soldaten landesverteidigung sicherheit
Ab 2029 herrscht in der Schweizer Armee akuter Personalnotstand. (Bild: VBS)

Personalnotstand bei der Schweizer Armee verschärft sich

Wie das Bundesamt für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport in einem Mediencommuniqué schreibt, sinkt der Personalbestand der Schweizer Armee bis im Jahr 2029 auf voraussichtlich 125’000 Angehörige. Damit die Armee ihren Verteidigungsauftrag adäquat erfüllen kann, wären jedoch mindestens 140’000 Soldaten nötig. Was bedeutet, dass der Personalnotstand bei der Schweizer Armee sich weiter drastisch verschärft. Mit dem ständigen Rückgang der Wehrpflichtigen wird unser Militär in spätestens vier Jahren im Ernstfall weder die Verteidigung noch den Schutz der Bevölkerung garantieren können. Eine fatale Entwicklung.

Wie das VBS schreibt, leisten 37 % der eigentlich zum Wehrdienst verpflichteten Personen aus gesundheitlichen Gründen keinen Dienst in der Armee. Damit entfällt auch das Nomen “Sport” aus dem Akronym VBS. Keine Verteidigung, kein Bevölkerungsschutz und auch kein Sport. Da wird sich Bundesrat Martin Pfister (Die Mitte) wohl schon bald einmal einen neuen Namen für sein Departement einfallen lassen müssen. Oder der Vorsteher des VBS bringt im Parlament eine Vorlage ein, wonach der Militärdienst auch für Frauen zur Pflicht erhoben wird. Diese machen gerade einmal einen verschwindend kleinen Anteil von 1.7 % der Armeeangehörigen aus.

Armeebestand 2025 – Vorzeitige Abgänge bleiben die grösste Herausforderung

Die Armee zählte am 1. März 2025 rund 146’700 Eingeteilte. Dennoch kann in den nächsten Jahren eine ausreichende Alimentierung der Wiederholungskurse nicht sichergestellt werden. Ein wesentlicher Grund dafür sind die vorzeitigen Abgänge.

Am Stichdatum der Auszählung, dem 1. März 2025, zählte die Armee 146‘718 Armeeangehörige, welche in Formationen eingeteilt waren. Diese teilen sich auf in 105’997, die noch Ausbildungsdienste leisten müssen (72.25 %). Und 40’721, welche ihre Ausbildungsdienstpflicht bereits erfüllt haben (27.75 %). Gegenüber dem Jahr 2024 hat der Effektivbestand um 256 Armeeangehörige abgenommen. Der Anteil von in Formationen eingeteilten Frauen ist leicht gestiegen und beträgt 1.7 %.

Stagnation nach Übergangsphase

Rund 140’000 eingeteilte Armeeangehörige (Effektivbestand) sind notwendig, um die für die Auftragserfüllung notwendigen 99’101 Positionen in der Armee, den sogenannten Sollbestand, sicherzustellen. Der somit um den Faktor 1,4 höhere Effektivbestand berücksichtigt, dass bei einem Einsatz nicht alle Eingeteilten dem Aufgebot folgen können.

Mit dem Beginn der Umsetzung der Weiterentwicklung der Armee (WEA) wurde 2018 die Dauer der Einteilung auf zehn Jahre festgelegt. Um die Personalbestände in der Übergangsphase der WEA-Umsetzung zu sichern, bleiben Mannschaftsgrade und Unteroffizierinnen und Unteroffiziere, die ihre Rekrutenschule vor 2018 erfüllt haben, für zwölf Jahre in der Armee eingeteilt. Durch diese Verlängerung der Militärdienstpflicht für einen Teil der Armeeangehörigen nahm der Effektivbestand in den ersten Jahren der Einführung der WEA zu.

Die beiden letzten Jahrgänge, welche noch zwölf Jahre Militärdienst leisten, werden 2028 und 2029 aus der Armee entlassen. Weil die Armee gleichzeitig über 11’000 Angehörige pro Jahr vorzeitig verliert, wird der Effektivbestand bis im Jahr 2029 auf voraussichtlich 125’000 sinken. Dies unter der Voraussetzung, dass die Tauglichkeit, die vorzeitigen Abgänge und die freiwilligen Dienstleistungen der Frauen den bisherigen Erfahrungswerten unter den aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechen.

Abgänge belasten die Alimentierung

Seit Umsetzung der WEA sind die vorzeitigen Abgänge anhaltend hoch, wobei jene in den Zivildienst mehr als die Hälfte ausmachen. Von den Dreissigjährigen eines Rekrutierungsjahrgangs sind rund 35 % Angehörige der Armee. 14 % leisten Zivildienst, 13 % sind im Zivilschutz. Und 37 % leisten aus medizinischen oder weiteren Gründen keinen Dienst. Die Letzteren sind entweder bereits bei der Rekrutierung oder im Verlauf ihrer Dienstpflicht medizinisch untauglich für den Militärdienst geworden.

Um die Probleme bei der personellen Alimentierung zu reduzieren, hat die Armee bereits verschiedene Massnahmen ergriffen. Wie in den beiden Berichten zur Alimentierung der Armee und Zivilschutz 2021 und 2022 vorgeschlagen. Die Massnahmen betreffen die Bereiche Kommunikation, Rekrutierung, Bindung und Beratung.