Nordisch grün: Estland als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit

Das nordische Estland ist ein wahrer Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit, grüne Initiativen sprießen hier wie das sprichwörtliche Unkraut aus dem Boden. So ist die Initiative „World Cleanup Day“, an der 2023 195 Länder teilnahmen, in Estland entstanden. Das estnische Startup Bolt hat von Tallinn aus die Welt erobert und den smarten Verkehr revolutioniert. Verdientermaßen landet Estland auf Platz vier der nachhaltigsten Reiseziele der Welt in der Studie von Euromonitor International 2023. Damit ist das Land im Sustainable Travel Index im Vergleich zum Vorjahr um fünf Plätze gestiegen. 

Besonders die Hauptstadt Tallinn hat als Green EU Capital 2023 viel zu dieser positiven Entwicklung beigetragen. Neben einem smarten öffentlichen Transportsystem, bei dem der Verkehr mithilfe von künstlicher Intelligenz reguliert wird, und einer Vielzahl an nachhaltigen Unterkünften punktet Tallinn mit einer großen Auswahl an Restaurants, die allesamt auf einheimische Zutaten und saisonale Menüs setzen. Gourmettempel wie das Fotografiska Restaurant & Rooftop Garden zeigen dabei, dass sich eine Küche auf Sterneniveau und Zero-Waste nicht ausschließen. Sämtliche Zutaten werden im bereits zweifach mit dem Michelin Green Star ausgezeichneten Restaurants wortwörtlich von Kopf bis Fuß verwendet. Sollte eine Verwertung absolut unmöglich sein, werden die Überbleibsel kompostiert und finden so ihren Weg in den organischen Kreislauf zurück. Chefkoch Peeter Pihel ist eine treibende Kraft in der aktuellen Entwicklung von Estland als Vorreiter einer modernen, nachhaltigen Küche. Nach Stationen in namhaften Restaurants wie beispielsweise im Restaurant Alexander des Pädaste Manor auf Muhu ist Pihel Kopf und Seele des innovativen Fotografiska Restaurants, das im Dachgeschoss der gleichnamigen Galerie die Gaumen der (kunst-)hungrigen Besucher verwöhnt.

Im Restaurant SOO, zu Deutsch Moor, rund 50 Kilometer außerhalb von Tallinn, erwartet die Gäste eine wahrhaft magische gastronomische Erfahrung. Geschichte trifft auf modernen Minimalismus, das Ambiente ist heimelig und doch exklusiv. Mit erlesenen Zutaten schafft Chefkoch Danius Aas unvergessliche Geschmackskombinationen.

Das kulinarische Erlebnis im SOO ist inspiriert von der unberührten Natur und den frischesten Gemüsesorten der Region. Die saisonalen Menüs bringen die estnischen Jahreszeiten direkt auf den Teller.

Für grünen Genuss ohne schlechtes Gewissen sorgt auch das estnische Startup Gelatex, das künstliche Fleischprodukte aus Nanofaserprodukten und Mikroträgern herstellt. Die Fleischindustrie setzt derzeit 15% der CO-Emissionen weltweit frei. Diese Zahl kann Gelatex um bis zu 96% reduzieren. Zudem sorgt das Startup mit dem „fleischfreien Fleisch“ für eine 99% geringere Nutzung von Landfläche und einen bis zu 96% geringeren Wasserverbrauch. Der Verbrauch von Antibiotika kann sogar gänzlich ausgesetzt werden.

Und nachhaltige Konzepte ziehen sich durch die gesamte Lieferkette. Das estnische Startup Ringo hat eine offene Plattform für wiederverwertbare Verpackungen entwickelt. Restaurants, Lebensmittelproduzenten und Einzelhändler können Mitglied werden, und auch Endverbraucher können ihre wiederverwertbaren Verpackungen von Ringo einsammeln lassen. Das Start-up kümmert sich dann um die Reinigung der Verpackungen.

Nachhaltigkeit ist auch das Motto von Tartu, eine der europäischen Kulturhauptstädte 2024. Das Motto „Künste des Überlebens“ stellt die umweltfreundliche Stadtkultur in den Mittelpunkt. Das Projekt „kurierte Biodiversität“ fördert beispielsweise den Erhalt und die Wiederherstellung biologischer Vielfalt in den Grünflächen der Stadt.