Kilikis y zaldikos

Nach der Fiesta ist vor der Fiesta!

Vom 6. bis zum 14. Juli explodiert die Hauptstadt Navarras nur so vor Leben, wenn das Festivalprogramm mit unzähligen Veranstaltungen Tausende von Menschen nach Pamplona strömen lässt, um zusammen ausgelassen zu feiern und in die tief verwurzelte Kultur Navarras einzutauchen.

Schon Ernest Hemingway hatte sich den Termin vom 6. bis 14. Juli fest in seinen Kalender eingetragen, denn an diesen Tagen findet das San Fermín Festival statt – und der berühmte Autor war ein bekennender Fan.

Wenn die tollen Tage mit dem traditionellen “Chupinazo” eingeläutet werden, verwandeln sich die geschichtsträchtigen Straßen der Hauptstadt Pamplona in ein farbenfrohes Meer aus Rot und Weiß und werden für neun Sommertage zu einer großen Bühne. Denn San Fermín ist viel mehr als nur das Stiertreiben – und das seit über 800 Jahren.

Ein kunterbuntes Straßenfest

Jung und Alt, Einheimische und Besucher aus aller Welt – San Fermín ist ein Festival für jedermann. Das Programm ist dabei so bunt und vielfältig wie die Kultur und Geschichte der Region selbst: Neben dem traditionellen Stierlauf stehen ein tägliches Feuerwerk, Prozessionen und andere religiöse Akte aber auch Konzerte, Open-Air-Tanzabende, Theateraufführungen, Zirkuseinlagen, sportliche Wettbewerbe und vieles mehr auf dem Programm.

Zahlreiche Programmpunkte reichen weit in die Geschichte zurück, darunter das erste Mittagessen, „el primer almuerzo”, am 6. Juli. Einheimische und Touristen genießen dabei gemeinsam an selbst aufgebauten Tafeln in den Gassen Pamplonas mageres Fleisch, Schinken und Spiegeleier, um gut gestärkt in den Tag zu starten.

Direkt im Anschluss werden die Feierlichkeiten mit dem Chupinazo, einem ohrenbetäubend lauten Raketenabschuss, eingeläutet. Es folgt eines der aufwendigsten Feuerwerke der kommenden Tage. Wer einen Platz auf einem der Balkone ergattert, kann sich auf freie Sicht auf das Spektakel – am Himmel und in den Gassen der Stadt – freuen. Pünktlich zum Startschuss legen sich die Feierwütigen ein rotes Halstuch an, das sie bis zum Ende des Festes nicht mehr ablegen.

Eine Leckerei, die zu San Fermín nicht fehlen darf, sind die köstlichen Teigkringel, Churros, die in den Holzöfen der Churrería la Mañueta frisch zubereitet werden. Das Besondere: Dieser Familienbetrieb hat nur 14 Tage im Jahr geöffnet.

Ein weiteres Highlight ist der Espadrille-Tanz “El Baile de la Alpargata”, der im ersten Stock des Nuevo Casino gegenüber der Plaza del Castillo stattfindet. Einst war es Brauch, nach dem Stiertrieben Schokolade zum Frühstück zu essen. Überdreht vom Zucker tanzten alle fröhlich und ausgelassen zur Musik. Der Name ist Programm: Ursprünglich waren die Mitglieder des Nuevo Casino dazu verpflichtet, sich elegant zu kleiden, aber mit den Jahren trugen immer mehr Tänzer gemütliche Espadrilles.

Zu den Klängen von Walzer, Polka und traditionellen Rhythmen tanzen täglich vier Riesenpaare durch die Stadt, welche die vier Erdteile Afrika, Amerika, Asien und Europa repräsentieren. Begleitet werden sie von den fünf „Großköpfen“ und ihren Wächtern, den sogenannten „Kilikilis“, die gern Jagd auf kleine Kinder machen, um diese zu erschrecken. Auch bei anderen Programmpunkten der Fiesta dürfen die vier Meter hohen Riesen und ihre Entourage nicht fehlen.

Nach der Fiesta ist vor der Fiesta

Am letzten Tag der Feierlichkeiten versammelt sich eine Menschenmenge auf der Plaza del Castillo und singt inbrünstig und mit brennenden Kerzen in den Händen das Abschiedslied „Pobre de mi“ (ich Arme/r), um das große Leid angesichts des Endes des San Fermín auszudrücken.  Nun ist der Moment gekommen, das rote Halstuch auszuziehen. Direkt danach wird oft „Ya falta menos“ (es fehlt schon weniger) angestimmt und die Vorfreude auf die nächste Ausgabe des Festes aller Feste beginnt.