Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und die Schweizerische Radio- und Fernseh-Gesellschaft (SRG/SRF) haben gemeinsam ein Projekt gegen Fake News aufgegleist. Das Ziel soll es sein, Schülerinnen und Schülern Medienkompetenz zu vermitteln. Ausgerechnet das Schweizer Radio und Fernsehen soll unseren Kindern den Unterschied zwischen legitimen Nachrichten und Fake News beibringen? Dabei steht das SRF allzu oft selbst in Verruf, Fake News zu verbreiten. Womit der Fake-News-Zug der SBB bereits beim Verlassen des Bahnhofs weit übers Ziel hinausgeschossen ist.
Von Claudio Prader
Unser Verkehrs- und Medienminister Albert Rösti ist nun wirklich nicht zu beneiden. Was der Berner SVP-Magistrat nicht alles auf sich nimmt, um gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Letztes Mal verkündete er ohne seine Miene zu verziehen, der Bundesrat könne die Zwangsgebühren für das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) bloss um lächerliche 20 Franken reduzieren. Und das auch noch erst ab 2027. Dieses Mal findet er Gefallen am Fake-News-Zug, kürzlich von den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) aufgegleist.
Der Magistrat Albert Rösti – der Berner war einmal vor langer Zeit ein kantiger und stramm bürgerlicher Nationalrat aus den Reihen der SVP, kann einen mit seinen Ränkespielen echt beeindrucken. Der gute Mann muss in der letzten Zeit mächtig oft seine Yoga-Übungen gemacht haben. Kundalini-Yoga, nehme ich an. Irgendwo am Ufer des Oeschinensees. Den anders lässt es sich nicht erklären, dass der hemdsärmelige Berner SVP-Nationalrat als Bundesrat plötzlich so biegsam und gelenkig ist.
Das UVEK betrachtet das Thema Fake-News-Zug entspannter als das ProudMag.com
Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation lässt auf Anfrage vom Schweizer Online-Magazin für Politik & Lifestyle, ProudMag.com, verlauten, dass es sich beim Schul- und Erlebniszug der SBB um ein einzigartiges und breitgefächertes Bildungsangebot handelt. Dank der Partnerschaft mit dem SRF komme neu auch das Thema Fake News hinzu, schreibt das UVEK. Das Departement von Bundesrat Albert Rösti ist ganz im Gegensatz zum ProudMag.com davon überzeugt, dass der Fake-News-Zug von SBB und SRF Schülerinnen und Schüler dabei helfen kann, Vorgänge in ihrer Umwelt richtig zu verstehen, sich eine Meinung zu bilden und Verantwortung zu übernehmen. Abgesehen davon begrüsse das UVEK grundsätzlich Bestrebungen, bei denen es darum geht, Userinnen und User vor Hassbotschaften und Fake News zu schützen. In diesem Zusammenhang prüfe das UVEK eine stärkere Regulierung grosser Internetplattformen.
Kids lernen dank SBB und SRF kritisch zu hinterfragen und sich eine Meinung zu bilden
Wie die SBB in ihrer Medienmitteilung schreiben, wollen die Schweizerischen Bundesbahnen mit dem Fake-News-Zug den Kindern auf spielerische Weise beibringen, Fakten von Fake News zu unterscheiden. Die Medienkompetenz der Kids stehe primär im Fokus. Die SBB selbst nennt das Projekt «das rollende Klassenzimmer». In diesem Kontext sollen die Kinder auch lernen, wie man sich als Opfer von Fake News oder von Beleidigungen fühlt. Weitere Themen neben der Medienkompetenz sind «Nachhaltigkeit» oder «Energienutzung». Am Ende sollen die Schülerinnen und Schüler gelernt haben, wie sie kritisch hinterfragen und wie sich darauf eine fundierte Meinung bilden können. Moderatorinnen und Moderatoren sollen sie auf diesem Weg selbstverständlich begleiten. Abschliessend wird in der Medieninfo der SBB noch hurtig der SVP-Bundesrat Albert Rösti zitiert: «Dieser Zug ist wichtig (…).» Voilà! Von SRF existiert keine blumige Medienmitteilung. Dafür hat die Sendung Tagesschau gestern während zwei Minuten darüber berichtet.
Wäre da bloss nicht das Schweizer Radio und Fernsehen SRF
Gegen das «rollende Klassenzimmer» der SBB ist grundsätzlich überhaupt nichts einzuwenden. Schlussendlich gibt’s das Angebot bereits seit über 20 Jahren. Und offensichtlich stösst der «ratternde Lehrpfad» für Schulklassen aus der ganzen Schweiz auch auf ein reges Interesse. Und so erstaunt es auch nicht, dass mit Dagmar Rösler gleich die höchste Lehrerin der Schweiz bei der feierlichen Einweihung des Zugwagons am letzten Montag in Brugg vertreten war. Bloss, damit wir hier keine Fake News verbreiten: Frau Rösler ist die Zentralpräsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. Soweit alles richtig verstanden?
Nun gehen wir über zum unangenehmen Teil dieser schönen Geschichte über eifrig lernende Schweizer Schülerinnen und Schüler. Kommen wir zur Partnerin, mit der sich die SBB für ein Schäferstündchen in den Schlafwagon begeben hat – namentlich das Schweizer Radio und Fernsehen. Wegen, und gerade gegen diese Braut, gibt’s so einiges einzuwenden.
Der «ratternde Lehrpfad» der SBB führt direkt ins Nimmerland
Ausgerechnet das Schweizer Radio und Fernsehen soll den Kindern den Unterschied zwischen verlässlichen Informationen und Fake News erklären? Während dessen SRF selbst als eine Fake-News-Hochburg gilt. So führt der SBB Zug zusammen mit dem Schweizer Fernsehen und Radio an Bord von Brugg aus direkt und ohne Halt bis ins Nimmerland. Einer der prominentesten SRF-Kritiker ist der Anwalt Emrah Erken. Er war es auch, der vor geraumer Zeit eine Popularbeschwerde bei der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) gegen SRF deponiert hat. Darin listet er minuziös all die Fake News auf, die er bei seiner langwierigen Recherche gefunden hat. Besonders viele Falschinformationen verbreite SRF über Israel und die Juden, stellt Erken in seiner Beschwerde fest.
SRF weist den Fake News Vorwurf zurück
Der Mediensprecher von Schweizer Radio und Fernsehen SRF, Nik Leuenberger, weist den Vorwurf, nicht sachgemäss zu berichten, entschieden zurück. In seiner Antwortmail ans ProudMag.com besteht er dezidiert darauf, dass die Sendungen von SRF sachgerecht, vielfältig und unabhängig sind. SRF verfolge mit dem Projekt weder eine politische Agenda noch handle es sich beim Fake-News-Zug um eine Marketing-Massnahme mit dem Ziel, das Image von SRF und SRG aufzuwerten. Mit dem Projekt erfülle SRF seinen Bildungsauftrag und rege die jungen Menschen zu kritischem Denken an. Leuenberger ist überzeugt: «Die Stärkung der Medienkompetenz stärkt auch die Demokratie.»
Der Fake-News-Waggon wolle eine Ergänzung zu den in der Schule vermittelten Kompetenzen sein. Das Schweizer Fernsehen beteilige sich in diesem Rahmen auch an der Initiative vom Schweizer Verlegerverband und der Nachrichtenagentur Keystone SDA UseTheNews.ch. In einer Zeit der Desinformation und der künstlichen Intelligenz sei es umso wichtiger, die Kids in ihrer Medienkompetenz zu unterstützen und zu stärken. «Die Schüler:innen lernen direkt von Journalist:innen, wie Fake News erkannt werden können», so der Mediensprecher von SRF.
Die Meinungen auf Social Media sind gemacht
Auf der Social-Media-Plattform X tummeln sich offensichtlich Leute, die sich auch ohne SBB und SRF eine fundierte Meinung zum Fake-News-Zug der SBB sowie zur Fake-News-Anstalt SRF gebildet haben. Wir könnten Dutzende solcher Kommentare veröffentlichen, beschränken uns hingegen auf einen Auszug:
Ben Imi / Schweiz Zuerst fragt: Was sind Fake News? Die geschnittenen Beiträge von SRF?
Blueberry hat erkannt: Der Wagen thematisiert also was ihr tut?
Bozwy ist sich sicher: Der Propaganda-Zug rollt durchs Land!
Alexander Eglin hat erkannt: Das ist ein zwangsfinanzierter Propaganda-Zug.
Markus Bättiger ermahnt: Die SRG bringt doch selber immer Fake News …
Mehr Infos zur Popularbeschwerde von Emrah Erken finden Sie hier: