Inmitten tropischer Palmen und strahlend blauem Himmel erleben die Philippinen eine festliche Jahreszeit, die ihresgleichen sucht. Das Weihnachtsfest auf den Inseln ist ein wahres Fest der Traditionen, der Familie und kulinarischer Genüsse. Die philippinische Weihnachtszeit erstreckt sich über Monate und beginnt oft schon im September. Damit feiert der Inselstaat das wohl längste Weihnachtsfest der Welt. Die Vorfreude auf das Fest spiegelt sich in den geschmückten Straßen wider und den Klängen fröhlicher Weihnachtsmusik, die bereits ab September zu hören ist.
Die Riesenlaternen von Pampanga
Ein Highlight der Vorweihnachtszeit auf den Philippinen ist das faszinierende Giant Lantern Festival, das Mitte Dezember in San Fernando, Pampanga, stattfindet. Seit dem frühen 20. Jahrhundert verwandelt dieses Festival die Stadt in ein Kaleidoskop aus Farben und Lichtern und verleiht ihr den wohlverdienten Titel „Weihnachtshauptstadt der Philippinen“. Im Zentrum des Festivals stehen die berühmten Riesenlaternen, lokal als „parols“ bekannt. Dabei handelt sich um riesige, kunstvoll gestaltete Meisterwerke, die das außergewöhnliche handwerkliche Geschick und künstlerische Flair der örtlichen Gemeinschaft präsentieren. Unterstützt von robusten Stahlrahmen können sie beeindruckende Durchmesser von bis zu 9 Metern erreichen und weisen kunstvolle Designs auf, die die philippinische Kultur und Traditionen darstellen. Ein Höhepunkt des Festivals ist der Wettbewerb, bei dem die Teilnehmer aus verschiedenen Nachbarschaften darum konkurrieren, den schillerndsten Stern zu kreieren. Tausende Glühbirnen erleuchten in dieser Nacht San Fernando. Doch über die Feier der Kreativität und des Geschicks der Laternenmacher hinaus verkörpert das Festival vor allem den Geist der Einheit und Gemeinschaft.
Lebendige Traditionen der Vorweihnachtszeit
Die Familie spielt eine zentrale Rolle während des philippinischen Weihnachtsfests. Es ist eine Zeit des Zusammenkommens und der Herzlichkeit. Traditionell versammeln sich Familien zu den sogenannten „Simbang Gabi“-Messen, einer Serie von neun Frühmessen vor Weihnachten, die am 16. Dezember beginnt und am Heiligabend endet. Gläubige versammeln sich in den frühen Morgenstunden, um gemeinsam zu beten und die Ankunft des Christuskindes zu feiern. Der Volksglaube besagt auch, dass Gott den besonderen Wunsch eines Gläubigen erfüllt, der alle neun Messen besucht. Nach dem Gottesdienst werden traditionelle philippinische Speisen für das Frühstück vor der Kirche gekauft und entweder dort oder zu Hause gemeinsam genossen.
Zur gleichen Zeit bilden Kinder kleinere Gruppen und ziehen von Haus zu Haus, um Weihnachtslieder für die Bewohner zu singen. Ähnlich wie in den USA und vielen anderen Ländern wird diese Tradition als „Caroling“ bezeichnet. Die Gruppen verwenden dabei kreativ recycelbare Materialien, um Instrumente wie Trommeln und Tamburine herzustellen. Mit dem traditionellen Ruf „Namamasko po!“ warten die Sänger erwartungsvoll darauf, dass die Hausbesitzer sie mit Münzen belohnen, als Zeichen der Wertschätzung und als Spenden für Kirchenchöre.
Während dieser Zeit besuchen viele Filipinos traditionell auch Straßenspiele der lokalen Gemeinschaften, die als „Panunuluyan“ bekannt sind. Dabei handelt es sich um eine dramatische Aufführung, die die Suche von Maria und Josef nach einer Unterkunft darstellt und den tiefen religiösen Aspekt des Weihnachtsfestes betont.
Noche Buena – Kulinarische Genüsse unter dem Weihnachtsbaum
Höhepunkt der philippinischen Weihnachtstraditionen ist die «Noche Buena», das festliche Weihnachtsessen, das in der Mitternachtsstunde des 24. Dezembers eingenommen wird, nachdem die Weihnachtsmesse gefeiert wurde. Familien kommen hier zusammen, um traditionelle Gerichte wie Lechon (Spanferkel), Bibingka (Reiskuchen) und Puto Bumbong (Reisnudeln) zu genießen. Einige Familien öffnen zu dieser Zeit auch Geschenke.
Auch am Weihnachtstag (25. Dezember) steht auf den Philippinen die Familie im Vordergrund. Am Morgen besuchen Filipinos in der Regel ihre erweiterte Familie, insbesondere um ihren Respekt gegenüber älteren Verwandten zu zeigen. Diese Sitte wird durch „Págmamáno“ zum Ausdruck gebracht, wobei die Handrückseite eines Älteren genommen wird und gegen die eigene Stirn gedrückt wird. Der Ältere antwortet, indem er einen Segen ausspricht oder die Geste anerkennt, und gibt im Gegenzug Geld in Form von neuen Banknoten, oft in einem roten Umschlag namens „ang pao“, der aus der chinesischen Kultur stammt.
Die Weihnachtsfestivitäten erstrecken sich oft noch bis zum „Three Kings Day“ am 6. Januar, an dem die Ankunft der Heiligen Drei Könige gefeiert wird. Auch der Jahreswechsel auf den Philippinen bringt viele Traditionen und Bräuche mit sich. Am 31. Dezember versammeln sich Familien für die „Media Noche“, ein opulentes Mitternachtsfest, das die Hoffnungen auf Wohlstand im kommenden Jahr symbolisiert und bis zum nächsten Morgen andauert. Um Mitternacht machen Filipinos traditionell Lärm, sowohl um das neue Jahr zu begrüßen als auch in der Überzeugung, dass der Krach ihre Umgebung von bösartigen Geistern befreit.