Die Symbiose aus Antik und Neu bei CARMINE HOME im Showroom in der Berner Altstadt.

Der Preiszerfall der Antiquitäten und wie sich die Branche davon erholt

Wer in den 30/40er Jahren geboren ist, kennt Sie nur zu gut, die goldenen Zeiten im Antiquitätenhandel. Wer in der Branche war, konnte sehr gutes Geld verdienen und wer Antiquitäten kaufen wollte, musste meist sehr tief in die Tasche greifen. Dies hat sich mit der Globalisierung aber stark verändert. Viele Antiquare mussten Ihre Läden schliessen – ein Kampf ums Überleben begann.

Bis vor 50 Jahren hatten Antiquitätenhändler, Möbelschreiner und vereinzelte Möbelhändler gewissermassen eine lokale Monopolstellung. Sie waren die Einzigen die Möbel anzubieten hatten. Import Export war noch kein grosses Thema, Übersee unerreichbar und die logistischen Grundlagen um ein Möbel aus Asien zu importieren waren erst am entstehen. Für die Möbelhändler in der Schweiz waren es die besten Zeiten, man konnte jeden Preis verlangen – es wurde gekauft.

Globalisierung und Tiefpreisstrategien

Mit der Globalisierung und den vereinfachten Handelsrouten, haben viele grosse, internationale Möbelhäuser Konkurrenz gebracht. Möbel für jedes Budget war die Devise. Wie damals Henry Ford mit den Autos nur eben nicht mit dessen Qualitätsverständnis. Billig produziert und möglichst schnell kaputt, damit sich die Leute wieder etwas Neues kaufen müssen. Die Leute sind darauf reingefallen – jeder wollte Sie haben die neuen Möbel, die man noch mühsam zusammensetzen muss. Die Nachfrage der Antiquitäten sank, so auch die Preise. Viele Antiquitätenläden haben es nicht überlebt – wer es Heute noch gibt hat sich gut vermarktet oder hatte einfach Glück. Die Aussteuer, der Hochzeitsschrank, der Wickeltisch, die Kommode – einst eine Wertanlage, auf Einmal brach der Markt zusammen.

Antik vs. Neu

Offiziell gilt eine Antiquität als antik wenn dessen stilistischen Merkmale aus der Entstehungszeit der jeweiligen Epoche stammen. Weist ein Möbel z.B. eine typische Rokoko-Rocaille auf, die im frühen 18. Jahrhundert angewendet wurde, ist das Stück eine echte Antiquität. Wurde dieses Stil Element im 19. Jahrhundert wiederaufgenommen, handelt es sich um eine (alte) Stilkopie. Von Hand verarbeitete Mobilien, die drei, vier Jahrhunderte überleben. Mobilien die im Stil je nach Ebenist, Epoche und Architektur einer Region zugeordnet werden können. Möbel die mit Präzision und Liebe gefertigt wurden, dass es einem in der heutigen Waste-Gesellschaft fast das Wasser in die Augen treibt.

Das Angebot von Neuwaren ist riesig geworden. Mehr als 30 Prozent der neuen Möbel werden bereits im Internet verkauft und sind massiv günstig und bei Massenware meist auch billig verarbeitet. Die Vergleichbarkeit im Netz der verschiedenen Anbieter scheint unermesslich. Auch auf Einkäufermessen des Massenhandels sieht man überall das Gleiche, in der gleich (schlechten) Qualität – es scheint als ob es nur noch einen einzigen, riesigen Produzenten gibt für Alle.

Wo ist aber das Bewusstsein für Qualität geblieben? Erliegen wir dem Kapitalismus auf Kosten unserer Kultur, Traditionen und Werte? Was passiert mit unserer Umwelt, wenn wir jedes gekaufte Möbel beim nächsten Umzug wegwerfen? Es sind Fragen die längst in unserer Gesellschaft ein Thema sind; Sustainabilty hier, Bio da, Öko dort – längst ein unüberschaubarer Zertifizierungs-Dschungel – ohne dass man am Ende wirklich weiss was jetzt im Produkt steckt.

Brockenhäuser, Flohmis und Brocanten sind hoch im Trend – Designklassiker & Vintageliving ist Modern und vorallem bei der jungen Generation enorm im Trend.

Auch Antiquitäten sind in der Schweiz wieder im Trend

Die Branche kann aufschnaufen. Seit ca. zwei Jahren sieht man in der schweizer Antiquitätenbranche wieder einen massiven Aufwärtstrend. Trends wie die Share-Economy, dem Trend zu mehr Nachhaltigkeit und Individualität rücken die nachhaltigen Mobilien wieder ins Scheinwerferlicht. Es sind die globalen Gegebenheiten – der Wunsch nach Ruhe und Geborgenheit – nach Werten und Geschichten.

Auf dem europäischen Markt sieht man seit etwa 5 Jahren einen konkreten Anstieg der Nachfrage nach Goldspiegeln, Kristall-Kronleuchtern und französischen Kommoden. Auch Englische- oder im Kolonialstil gefertigte Möbel sind sehr gefragt. Die Amerikaner sind auf dem Vormarsch. Auch Koreaner und Chinesen fangen an die  Antiquitäten in Europa aufzukaufen und in Ihre Länder zu verschiffen. Die Preise steigen wieder. Sie kommen mit dem dicken Portemonnaie und kaufen halbe Läden leer. Überall kleben sie die Kleber der Speditionsfirmen drauf.

Die gefragten Antiquitäten sind die, die sich mit Modernem kombinieren lassen, dabei ist einzig Farbe und Form zu beachten, diese sollte sich im modernen Design wiederfinden. Sie geben einem Raum Wärme, Charme und mit der Geschichte noch ein wenig Storytelling.

Wer Neues erschaffen will muss Altes verstehen

Wer Neues erschaffen will, muss die Architektur-, Kunst- und Kulturgeschichte kennen und verstehen. Die Kultur der Umgebung, die gegebenen Traditionen und Werte müssten in eine Planung einfliessen, denn Sie haben uns zu dem gemacht, was wir Heute sind. Mann kann mit der Zeit gehen, neues erschaffen aber gleichzeitig den bestehenden, geschichtlichen Gegebenheiten Respekt zollen.

Jene Werte die uns als einzelne Menschen eine Identität verleihen, drohen durch die digitale Transformation zu konsternieren. Wir werden zu Nummern unseres eigenen Systems. Es sind diese Werte die wir Heute unseren Kindern auf den Weg geben müssten, damit wir Morgen in einer lebenswerten Welt leben können und nicht durch Maschinen ersetzt werden. Wie Jack Ma von Alibaba am WEF 2018 in Davos sagte: Unsere Kinder könnten den Kampf gegen die Maschinen verlieren, wenn wir Ihnen nicht lehren, dass sie sich von Maschinen unterscheiden müssen. Es sind die Werte wie; Teamwork, Überzeugung, Mitgefühl und unabhängiges Denken oder Bräuche, Sport, Musik, Geschichte und Künste was eine Maschine nie ersetzen kann.

Also machen wir doch alle die Welt mit Antiquitäten ein bisschen lebenswerter!

(c) CARMINE HOME GmbH, 08.03.2018

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