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Das Ausstellungsprogramm 2024 des Zürcher Kunsthauses verknüpft Altes und Neues, Vertrautes und Unbekanntes sowie Abenteuerliches miteinander.

Das Kunsthaus Zürich veröffentlicht das Ausstellungsprogramm 2024

Das Ausstellungsprogramm 2024 verknüpft Altes und Neues, Vertrautes und Unbekanntes sowie Abenteuerliches miteinander. Dabei stehen die Zusammenarbeit und der epochenübergreifende künstlerische Austausch sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene im Mittelpunkt vieler der Projekte.

Ein Motto, das sich wie ein roter Faden durch mehrere Ausstellungen zieht, lautet «Das Alte neu gesehen». Dies wird besonders in der Ausstellung «Apropos Hodler» deutlich, in der der Schweizer Malerfürst auf eine völlig neue Art und Weise interpretiert wird. Visuelle Dialoge und Gespräche zwischen Kunstschaffenden durch die Jahrhunderte werden in den Ausstellungen «Barbara Visser. Alreadymade» sowie «Matthew Wong – Vincent van Gogh» sichtbar. Radikale und teilweise feministische Positionen, sowohl in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart, zeigen die Künstlerinnen Kiki Kogelnik und Marina Abramovič auf. Ebenfalls zentral ist der Umgang mit privaten Sammlungen, davon zeugen die in 2023 eröffnete Bührle-Ausstellung, der neue Fokus auf unter anderem Arte Povera in der Sammlung Looser sowie die Ausstellung von Walid Raad, eine Zusammenarbeit mit dem Zürcher Theater Spektakel. Und mit «Born Digital» und «Albert Welti» sowie der Fortsetzung der «ReCollect!»-Reihe taucht das Kunsthaus noch tiefer in seine Sammlung ein. Es lädt alle Kunstliebhaberinnen und Neugierige ein, sich auf eine inspirierende Reise durch die Welt der Kunst zu begeben.

Die Ausstellungen und Projekte im Detail:

9.2. – 12.5.24
BARBARA VISSER
Alreadymade
«Fountain», eine Toilettenschüssel, die 1917 von Marcel Duchamp zum Kunstwerk erklärt wurde, ist vielleicht eines der bekanntesten konzeptionellen Kunstwerke unserer Zeit. Seit Langem kursieren Gerüchte, dass nicht er, sondern die Künstlerin Elsa von Freytag-Loringhoven (1874–1927) Schöpferin dieses Werks war. Die schillernde, aber vergessene radikale Dichterin verkörperte als lebendiges Kunstwerk buchstäblich die Ideale des Dadaismus. Die niederländische Künstlerin Barbara Visser (*1966) geht in ihrem neuen Film dieser Legende nach und hinterfragt sie. Zürich, wo Dada seinen Anfang nahm, ist der ideale Ort, um die Ergebnisse dieser Spurensuche zu präsentieren. In ihrem Werk erforscht Visser konsequent die Grenzen zwischen dem Echten und dem Gefälschten, zwischen Authentizität, Autorschaft und Wert. Ihre filmische Installation ist ein veritabler Krimi, in dem alle Protagonisten versuchen herauszufinden, was ihre Rolle ist.
Kuratorin: Simone Gehr

8.3. – 30.6.24
APROPOS HODLER
Aktuelle Blicke auf eine Ikone
Wie kaum ein anderer seiner Generation hat der Maler Ferdinand Hodler (1853–1918) das kulturelle Selbstverständnis der Schweiz geprägt. Obwohl das Konzept des «Nationalkünstlers» heute als überholt gilt, hat es sich fest in unser kollektives Bewusstsein eingeschrieben. Althergebrachte Werte wie Bodenständigkeit («Holzfälleridylle») und nationale Souveränität werden mit Hodlers Werken in Verbindung gebracht, ungeachtet der ursprünglichen Intention des Künstlers, der sich durchaus in der progressiven Linie der Secessionisten verstand. Die Ausstellung relativiert diese Festschreibungen und rückt das formale, kulturelle und politische Wirken Hodlers in ein differenziertes Licht. Um die Aktualität und Vielschichtigkeit seiner Kunst ins Bewusstsein zu rufen, treten ausgewählte zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler in einen kritischen, analytischen Dialog mit dieser faszinierenden Autorität. Die Ausstellung, die in konzeptueller Zusammenarbeit mit den Kunstschaffenden Sabian Baumann, Ishita Chakraborty und RELAX (chiarenza & hauser & co) entsteht, erforscht die Themenblöcke Natur/Landschaften, Körperlichkeiten, Zugehörigkeiten sowie Rätselhaftigkeit/Transzendenz. Die Szenografie wird vom Künstler Nicolas Party verantwortet. Weitere Beiträge stammen u.a. von Asim Abdulaziz, Laura Aguilar, Caroline Bachmann, Mel Baggs, Denise Bertschi, Andriu Deplazes, María Elena González, Christina Hemauer & Roman Keller, David Hockney, Sasha Huber, Frantiček Klossner, Nils Amadeus Lange, André M’Bon, Ugo Rondinone, Selma Selman, Susan Schuppli, Milva Stutz, Wolfgang Tillmans, Andro Wekua und Latefa Wiersch. Unterstützt von Credit Suisse – Partnerin Kunsthaus Zürich.
Kuratorinnen: Cathérine Hug und Sandra Gianfreda

22.3. – 14.7.24
KIKI KOGELNIK
Eine Retrospektive
Die österreichische Künstlerin Kiki Kogelnik (1935–1997) war ihrer Zeit voraus. Einst sagte sie, dass Frauen wie Samurais wirken sollten. Sie selbst ging kämpferisch mit Materialien, Farben und sozialen Themen um. Sie arbeitete zuerst als expressionistische Malerin und entwickelte sich zu einem Pop-Art-Phänomen, experimentierte mit der Collage und mit Airbrush, mit neuen Materialien wie Vinyl genauso wie mit althergebrachten wie Keramik. Ihr gelang die visionäre Vorwegnahme von Themen, die heute mehr denn je aktuell sind: die Errungenschaften und Auswüchse der Konsumgesellschaft, Nutzen und Probleme des technischen Fortschritts, Medizin und moderne Diagnostik sowie Diskurse zu Geschlechtergerechtigkeit, medizinischer Ethik, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Die Ausstellung vermittelt mit rund 150 teils sehr grossen Formaten aus vier Jahrzehnten künstlerischer Produktion ein Gesamtbild von Kogelniks vielfältigem Werk und zeigt die kunsthistorische Bedeutung dieser Pionierin.
Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Kunstforum Wien.
Kuratorin: Cathérine Hug

7.6. – 29.9.24
BORN DIGITAL
Videokunst im neuen Millennium
Man könnte es ein verstecktes Juwel nennen: Das Kunsthaus Zürich besitzt eine der grössten Medienkunstsammlungen der Schweiz. Aktuell werden digital-born-Videowerke der 1990er- und 2000er-Jahre konserviert und wiederentdeckt. Die zehn für die Ausstellung ausgewählten Arbeiten aus der Sammlung entstanden alle zwischen 2000 und 2005 und atmen den Geist des neuen Millenniums. Präsentiert werden unter anderem Werke von Com & Com (1969/1971), Cao Fei (1978), Gabriela Gerber/Lukas Bardill (1970/1968), Tatjana Marušić (1971) und Zilla Leutenegger (*1968).
Kuratoren: Luca Rey und Eléonore Bernard

16.8. – 3.11.24
WALID RAAD
Cotton under my Feet: The Zurich Chapter
Wessen Geschichte erzählt ein Museum oder eine Sammlung? Und wie können bisher nicht thematisierte Narrative ins Licht gerückt werden? Diese heute für Museen zentralen Fragen sind auch für das Kunsthaus Zürich von besonderer Relevanz. Walid Raad (*1967) thematisiert diese Problematik in seinen Überlegungen zum Thema (Privat-)Sammlungen. Der libanesisch-US-amerikanische Künstler inszeniert einen Parcours durch verschiedene Sammlungsräume des Kunsthauses und stellt dabei eigene Werke den Objekten der Sammlung gegenüber. Zentrales Element der Ausstellung ist eine Performance von Walid Raad, die in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Theater Spektakel entsteht und in regelmässigen Abständen stattfindet.
Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Zürcher Theater Spektakel, TBA 21 und der Sammlung Thyssen-Bornemisza, Madrid.

20.9.24 – 26.1.25
MATTHEW WONG – VINCENT VAN GOGH
Landschaften von expressiv-lyrischer Kraft
Mit seinen eindrucksvollen Landschaftsbildern wurde der jung verstorbene kanadische Maler und Zeichner Matthew Wong (1984–2019) kurz vor seinem Tod zu einem Phänomen. Als Autodidakt kam er zur Kunst und gelangte in überraschend kurzer Zeit zu Aufmerksamkeit und internationaler Reichweite. Den Schwerpunkt von Wongs Werk bilden Landschaften von expressiv-lyrischer Kraft. Aus der Imagination geschaffen, nahmen sie sowohl Impulse aus der traditionellen chinesischen Malerei wie auch aus der westlichen Kunst auf. Besonders geprägt wurde Wong von Vincent van Gogh (1853–1890). Dies gilt nicht nur für dessen Einfluss auf Wongs Malstil und Motive, sondern auch für bestimmte Elemente seiner Lebensgeschichte. Beide Künstler waren Autodidakten, haben sich das Zeichnen und Malen selbst beigebracht und kämpften mit psychischen Herausforderungen. Die Ausstellung ist geprägt von den stilistischen und biografischen Parallelen zwischen Wong und van Gogh. Im Mittelpunkt stehen – eine Premiere für die Schweiz – rund 45 Gemälde sowie Zeichnungen Wongs. Ergänzt werden sie durch eine Gruppe ausgewählter Meisterwerke van Goghs.
Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Van Gogh Museum in Amsterdam.
Kuratoren: Philippe Büttner und Jonas Beyer

25.10.24 – 16.2.25
MARINA ABRAMOVIĆ
Eine Retrospektive
Marina Abramović (*1946, Serbien) gehört zu den Superstars des zeitgenössischen Kunstbetriebs und man könnte sie die Kaiserin der Performancekunst nennen. Sie blickt auf ein über fünfzigjähriges Schaffen zurück und hat mit ihren legendären Performances (Kunst-)Geschichte geschrieben. Trotzdem wurde ihr Werk in der Schweiz noch nie umfassend gezeigt. Die Ausstellung im Kunsthaus Zürich mit Bildhauerei, Video, Installation und Performance gibt nun Einblick in das Lebenswerk dieser einzigartigen Künstlerin. In ihrem Werk hat Marina Abramović immer wieder die Grenzen ihrer eigenen körperlichen und psychischen Belastbarkeit getestet – und das Publikum eingeladen, diese Erfahrungen mit ihr zu teilen. Sie fordert mit ihren Werken sich und uns heraus. Marina Abramovićs erste grosse Ausstellung in der Schweiz entsteht in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin. Sie ist eine Kooperation mit der Royal Academy in London, dem Stedelijk Museum in Amsterdam und dem Tel Aviv Museum of Art. Unterstützt von Swiss Re – Partner für zeitgenössische Kunst.
Kuratorin: Mirjam Varadinis

15.11.24 – 9.2.25
ALBERT WELTI
und die Grafik des Fantastischen
Albert Weltis (1862–1912) Gemälde, allen voran seine «Walpurgisnacht», geniessen eine gewisse Bekanntheit. Weniger bekannt ist, dass sich der Künstler gerade in seiner Druckgrafik intensiv mit dem Aspekt einer visionär gesteigerten Wahrnehmung beschäftigt hat. Von Welti besitzt die Grafische Sammlung einen sehr reichen Bestand an Druckgrafiken: von seinen «Phantastereien», die er in der Gebrauchsgrafik auslebte, bis zu grossformatigen, fantasiegeladenen Meisterblättern, darunter «Die Fahrt ins zwanzigste Jahrhundert». Das grafische Werk von Welti, der immer wieder den Bezug zur älteren Kunst suchte, wird mit dieser Ausstellung in das grössere Panorama fantastischer Kunst in der Zeit um 1750 bis 1900 eingeordnet.
Kurator: Jonas Beyer

Noch bis 2023 andauernde oder beginnende Ausstellungen im Kunsthaus Zürich

Bis 12. November: «Stellung beziehen – Käthe Kollwitz. Mit Interventionen von Mona Hatoum»; bis 14. Januar: «Zeit. Von Dürer bis Bonvicini»; Ernst Scheidegger. Fotograf (27.10.23 – 21.1.24) und ab 3. November: «Eine Zukunft für die Vergangenheit. Sammlung Bührle: Kunst, Kontext, Krieg und Konflikt». Bei dieser für mindestens ein Jahr angesetzten neuen Ausstellung dieser privaten Sammlung, die für Werke des Impressionismus und der frühen Moderne bekannt ist, steht nicht nur der historische Kontext im Zentrum, in dem die Sammlung Emil Bührle entstand, sondern ein differenzierter Umgang mit ihr in der unmittelbaren Gegenwart. Unterschiedliche Interpretationen und Perspektiven werden einander gegenübergestellt. Entsprechend interdisziplinär wurde das verantwortliche Team aus diversen Abteilungen des Museums zusammengestellt. Ein polydisziplinär besetzter externer Beirat hat das Kunsthaus Zürich kritisch bei den Vorbereitungen begleitet.

Sammlungen von 1300 bis heute

Von seiner Struktur her ein Museum und eine Kunsthalle zugleich, beherbergt das 1910 eingeweihte Kunsthaus eine bedeutende Sammlung vor allem der westlichen Kunst vom 13. Jahrhundert bis heute. Jedes Jahr kommen dutzende neuer Werke in die Sammlung. Manche können sofort, andere erst bei einer passenden Gelegenheit gezeigt werden. Dabei wird der bekannte Kanon von Interventionen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler durchbrochen. Mit der 2024 fortgesetzten Reihe «ReCollect!» lädt das Kunsthaus erneut Künstlerinnen und Künstler ein, in Interventionsräumen alternative Sichtweisen auf die Sammlung zu zeigen. Dieser multiperspektivische Zugang zur Sammlung eröffnet eine frische, inspirierende Mehrstimmigkeit, die unserer heutigen Zeit entspricht. Es geht dabei auch um das (wieder-)entdecken von Geschichte(n), die noch nicht erzählt oder im Museum abgebildet sind und um das Verbinden von Vergangenheit und Zukunft.

Eine der wichtigsten Sammlungen von Werken und Dokumenten von Dada, eine von Künstlerinnen und Künstlern wie Hugo Ball, Emmy Hennings, Hans Arp, Marcel Janco und Tristan Tzara im Exil gegründete Bewegung, wird in dreimonatlich sich abwechselnden Präsentationen gezeigt. Online ist die Sammlung unter digital.kunsthaus.ch abrufbar. Wer die Möglichkeiten der digitalen, vernetzten Öffentlichkeit künstlerisch und experimentell ausloten möchte, ist im «Kunsthaus Digilab» richtig. Der klassische Ausstellungsraum wird in den digitalen Raum erweitert und gleichzeitig strahlt der digitale Raum in die Sammlung zurück. Bis Frühsommer 2024 ist eine neue Installation des englischen Künstlers und Autors James Bridle (*1980) zu sehen (digilab.kunsthaus.ch).

In seiner Geschichte hat das Kunsthaus immer wieder bedeutende private Sammlungen bewahrt, deren Bestände die Kunsthaus-Sammlung gut ergänzen: die Werkgruppen zu Fauvismus und Expressionismus (Sammlung Gabriele und Werner Merzbacher), zum Impressionismus und zur frühen Moderne (Sammlung Emil Bührle) sowie jene zur amerikanischen Abstraktion (Sammlung Hubert Looser). Eine Neupräsentation der Sammlung Looser legt ab Ende 2024 den Fokus unter anderem auf den italienischen Künstler und Arte Povera-Ikone Giuseppe Penone, dessen poetisches Werk die innige Verbindung mit der Natur zum zentralen Thema hat.

https://www.kunsthaus.ch