Von der einstigen Industriemetropole zur Kulturhauptstadt Europas 2025. Die drittgrösste Stadt Sachsens – auch als „Karl-Marx-Stadt“ (1953 bis 1990) bekannt – bereitet ein hochkarätiges Kulturprogramm vor unter dem Motto «C the Unseen» … um unentdeckte Orte erlebbar und das Unsichtbare sichtbar zu machen.
Anfang des 20. Jahrhunderts war Chemnitz die reichste Stadt Deutschlands und noch heute begeistert sie mit dem mondänen «Kassberg» – einem der grössten zusammenhängenden Jugendstil- und Gründerzeitviertel Europas, prächtigen Villen sowie eindrucksvollen Sakralbauten. Auch Kunst und Kultur hatte einen hohen Stellenwert in der Stadtgesellschaft und so ist das König Albert Museum ein eindrucksvolles Zeugnis dieser Zeit.
Die architektonisch ebenso interessante und mehrfach prämierte Innenstadt hat seit 1990 eine beispiellose Entwicklung genommen. Namhafte Architekten haben neue Quartiere geschaffen und so treffen auf kleiner Fläche Epochenstile aufeinander und veranschaulichen die wechselvolle Stadtgeschichte: Die Hinwendung zur Moderne zeigen Gebäude wie das ehemalige Kaufhaus Schocken, in das das Staatliche Museum für Architektur Chemnitz eingezogen ist.
Kathedralen der Industriekultur und Moderne Architektur für Kunst
Aussergewöhnliche Museen garantieren Kunstgenuss in höchster Güte. Genannt seien die Museen der Kunstsammlungen Chemnitz, zu denen neben den Kunstsammlungen selbst vier weitere Einrichtungen gehören, darunter das Museum Gunzenhauser mit rund 2‘400 Kunstwerken der Jahrhundertwende, des Expressionismus und der Nachkriegsmoderne, die nach Plänen des belgischen Künstlers Henry van de Velde 1903 erbaute Jugendstil-Villa Esche und das Schlossbergmuseum. Die Theater Chemnitz im Herzen der Stadt bieten mit der Oper einen herausragenden Musikgenuss. Bekannt sind vor allem die Wagner-Inszenierungen.
Denkmäler der Industriekultur, die wie Kathedralen das Stadtbild noch heute prägen, laden ein, in die wechselvolle Geschichte der Stadt einzutauchen. Wie das Industriemuseum Chemnitz in einem vor über 100 Jahren errichteten Fabrikensemble mit seiner markanten Rundbogenfassade. In Kombination mit moderner Glasarchitektur erzählt das Museum von den Anfängen der sächsischen Industriegeschichte bis zur heutigen Entwicklung. Über historische Textilmaschinen, der noch funktionierenden Einzylinder-Gegendruck-Dampfmaschine von 1896 bis hin zu modernen Industrierobotern. Das Museum lädt zum Staunen und Entdecken ein. Meilensteine aus drei Jahrhunderten industrieller Entwicklung präsentieren technische Meisterleistungen. Legendäre Fahrzeuge und Maschinen „Made in Saxony“, lassen den Innovationsgeist und die Ingenieursleistung der Sachsen neu aufleben.
Dazwischen befinden sich Szeneviertel wie der «Brühl» und grüne Oasen wie der Park um den Schlossteich. Selbstverständlich kommt dabei auch das Vergnügen für Shopping und kulinarischem Genuss nicht zu kurz.
Im Kulturhauptstadtjahr 2025 werden gemäss dem Motto «C the Unseen» unentdeckte Orte erlebbar und Unsichtbares sichtbar – in rund 100 Projekten und zirka 1000 Veranstaltungen.
Die gute Nachricht dazu: Bis zum Jahr 2025 müssen Besucherinnen und Besucher nicht warten, um das bislang Unentdeckte in Chemnitz und der Kulturhauptstadt-Region zu erkunden. Im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz im einst von Erich Mendelsohn erschaffenen Kaufhaus Schocken mit rund 300‘000 Jahren Kulturgeschichte wird bereits am 24. Oktober 2024 eine Sonderausstellung zu Geschichte und Gegenwart des Bergbaus im Erzgebirge eröffnen.
Ein in Europa einmaliges technisches Denkmal bietet der Schauplatz Eisenbahn auf 26 Hektar mit dem Sächsischen Eisenbahnmuseum Chemnitz Hilbersdorf. Das Freilichtmuseum präsentiert in zwei Rundheizhäusern unter anderem einen beeindruckenden Fahrzeugbestand aus Dampf-, Diesel- und Elektrolokomotiven.
Der Kunst- und Skulpturenweg Purple Path ist der umfangreichste Programmbeitrag für die Kulturhauptstadt-Region. Sieben imposante Kunstwerke sind bereits installiert, 2024 kommen 20 weitere dazu. Die offizielle Eröffnung dieses einzigartigen Ausstellungsprojekts ist für April 2025 geplant.
Neben den grossen Kulturinstitutionen hat sich in Chemnitz in den letzten Jahren zudem eine spannende Subkultur entwickelt. Mit zahlreichen Festivals, Club- und Open-Air-Konzerten, Kleinkunstperformances, Märkten, Galerien und Off-Theater-Spielstätten sorgt eine Vielzahl an Menschen aus der Kultur- und Kreativszene für bunte Farbtupfer im grünen Stadtbild.
Erlebnisse wie der European Peace Ride, das Hutfestival, die Mitmach-Kreativ-Messe Makers United oder das Kunstfestival Begehungen gehören bereits heute fest zum Veranstaltungsprogramm der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025.
Ein besonders wichtiges Ereignis fand bereits am 3. Mai 2024 statt: Die Eröffnung der Hartmannfabrik als Chemnitz 2025-Besuchszentrum – die ehemalige Produktionshalle des Chemnitzer Lokomotiven-Bauers Richard Hartmann.
Die Kulturhauptstadt Europas und ihre Partner-Kommunen
Übrigens: Chemnitz hat den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ gemeinsam mit 38 Kommunen gewonnen. Diese befinden sich im Erzgebirge, in Mittelsachsen und dem Zwickauer Land und sind über den Kunst- und Skulpturenweg Purple Path und die sinnstiftende Geschichte «Alles kommt vom Berg her» miteinander verbunden.
Fotos: © TMGS/Wolfgang Gärtner